3. August 2022

»EAW«, Gruppenausstellung in der Kunsthalle Lingen, 16. Juli bis 4. September 2022

mit Arbeiten von Larissa Fassler, Harry Kramer, Ulrike Kuschel, Christian Odzuck und Stefan Odzuck, Alexander Rischer, Bastian Wiels, Alexander Wolff

Die Kunsthalle Lingen befindet sich in einem Teil der Halle IV des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks der Stadt Lingen (Ems), kurz EAW. Für die Gruppenausstellung »EAW« aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Kunsthalle Lingen wurden die eingeladenen Künstler*innen gebeten, sich über aktuelle künstlerische Medien einzelnen Themen oder Aspekten zu widmen, die aus der Geschichte, der Umgebung oder auch der Wandlung des Gebäudes ableitbar sind und diese kritisch wie affirmativ zu beleuchten.

























Ulrike Kuschel: »einigermaßen geordnete Verhältnisse«

Full HD-Video, 30 min,
2 Vitrinen mit Leihgaben aus dem Stadtarchiv Lingen und Privatbesitz

Begeben wir uns in den gesonderten zweiten Ausstellungsraum der Kunsthalle, begegnet uns die reflexiv-dokumentarisch angelegte Arbeit der Berliner Künstlerin Ulrike Kuschel, die sich auf die Rezeption von historischen Fotografien und das Schicksal der Zwangsarbeiter bezieht, die zwischen 1942 und 1945 im damals sogenannten Reichsbahnausbesserungswerk ausgebeutet wurden. 1942 wurde am Telgenkamp in Lingen ein Lager errichtet, das in zwei Bereiche unterteilt war: Ukrainer*innen, die im sogenannten Ostarbeiterlager wohnten, wurden aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideologie schlechter behandelt als die sogenannten Westarbeiter*innen im benachbarten Teil des Lagers. Spätestens seit den 1990er Jahren setzte in Lingen die Aufarbeitung dieses NS-Kapitels der Lingener Geschichte ein, vermutlich auch angestoßen durch den Brief zweier ehemaliger Zwangsarbeiter aus der Ukraine, die 1991 zu einem Besuch nach Lingen eingeladen wurden. Seitdem wurden wiederholt Fotografien, aufgenommen im Lager Telgenkamp, publiziert – unter anderem im Zusammenhang mit der Aufstellung eines Gedenksteins am ehemaligen Standort des Lagers Telgenkamp, gefertigt von dem verstorbenen Lingener Künstler Friedrich Kunst. In ihrer Arbeit richtet Ulrike Kuschel den Blick auf einige Fotos aus dem Lager Telgenkamp. Sie geben allerdings kaum Aufschluss über den Alltag der Zwangsarbeiter*innen. Publiziert wurden hingegen mehrfach Fotografien des Lagerpersonals – mit unterschiedlichen Bildunterschriften, die Schwierigkeiten im Umgang mit der NS-Geschichte anklingen lassen. Kuschels Kunstwerk setzt die Rezeption dieses Kapitels der Geschichte des Eisenbahnausbesserungswerks in ein neues Licht, das aufgrund einer mehrseitigen Betrachtungsweise auch zu neuen Erkenntnissen führen kann.

(aus der Eröffnungsrede von Meike Behm, Direktorin der Kunsthalle Lingen)




29. Juni 2021

Penaten in »Angst Keine Angst«

Foto: Marion Schönenberger

Zwei Penaten sind bis 17. Juli 2021 zu sehen in Kapitel 3: Potentialities – Growing Out of Damaged Ground der Ausstellung "Angst, Keine Angst" (7. April –17. Juli 2021) 

Group show, initiiert von Huang Xiaopeng, co-kuratiert von Dorothee Albrecht, Antje Majewski und Stefan Rummel

Times Art Center Berlin e.V.
Brunnenstraße 9
10119 Berlin

Mehr Informationen zur Arbeit hier und hier


26. April 2021

"Angst, Keine Angst"

12 Plakate zur politischen und Wehrerziehung in der DDR, 2004

aktuell zu sehen in Kapitel 1: Uncertainties – Walking on Unstable Grounds (7. April bis 1. Mai 2021) der Ausstellung "Angst, Keine Angst" (7. April –17. Juli 2021) 

Group show, initiiert von Huang Xiaopeng, co-kuratiert von Dorothee Albrecht, Antje Majewski und Stefan Rummel

Times Art Center Berlin e.V.
Brunnenstraße 9
10119 Berlin

Mehr Informationen zur Arbeit hier

18. August 2020

»City (un)limited - der Traum vom eigenen Haus«

Kulturstadträtin Juliane Witt lädt zur Ausstellung „City (un)limited – der Traum vom eigenen Haus“ im Schloss Biesdorf in Berlin ein.

Eröffnung: 23. August 2020 von 10:00 bis 21:00 Uhr.
Laufzeit: 23. Augist 2020–30. Januar 2021 


Arbeiten von: Sigrun Drapatz/ Tanja Lenuweit, Ina Geißler, Eva Kietzmann, Thomas Kilpper, Ulrike Kuschel, Fabian Lippert, Reinigungsgesellschaft, Hartmut Staake, Daniele Tognozzi, Ina Wudtke.

Die künstlerischen Positionen der Ausstellung bewegen sich zwischen Bestandsaufnahme, Analysen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekte und möglichen Zukunftsszenarien des öffentlichen und privaten Raumes, oft im direkten Bezug zum Siedlungsgebiet im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, das als größte zusammenhängende Einzelhaussiedlung Deutschlands gilt. 

Ausstellungsidee und Konzept von Sigrun Drapatz und Ina Geißler, Mitarbeit: Tanja Lenuweit und Fabian Lippert, Projektleitung: Karin Scheel

Schloss Biesdorf
Alt-Biesdorf 55
12683 Berlin
Tel.: 030 – 516 56 77 91

Ulrike Kuschel/VG Bild-Kunst
 

„Ein Haus wird gebaut in Biesdorf-Süd“
2 Kanal Video, 6:35 min, 2020

Die Schwester der Künstlerin und ihr Ehemann haben einen Kilometer südlich vom Schloss Biesdorf ein Grundstück erworben, um dort in zweiter Reihe ein Haus zu bauen. Das Grundstück grenzt unmittelbar an das Grundstück der Eltern der Künstlerin an, die dort vor 25 Jahren auch ein Haus gebaut haben. Im ersten Video werden Ausschnitte aus Gesprächen am Kaffeetisch und Interviews mit den Beteiligten mit Fotografien des Bauprojektes zusammengeschnitten. Neben bautechnischen Details kommen auch mit der Verschuldung zusammenhängende Sorgen zur Sprache. Die Beschreibung eines selbstgezeichneten Grundrisses durch die sechsjährige Tochter macht deutlich, wie sehr auch die Kinder in den Bauprozess involviert sind. Das zweite Video zeigt im Zeitraffer die Veränderungen auf dem Grundstück seit Herbst 2019.

 

27. Dezember 2019

„Die öffentlichen Verleumder“, 2019

Entwurf für den Kunstwettbewerb »Gestaltung eines Gedenkortes in der Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche, Puchanstraße in Berlin Köpenick«,
durchgeführt vom Amt für Weiterbildung und Kultur, Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin

Während der »Köpenicker Blutwoche« wurden im Amtsgerichtsgefängnis Puchanstraße mehrere Hundert von der SA hierher verschleppte Menschen schwer misshandelt, gefoltert und zahlreiche Menschen ermordet. Mit der Audioinstallation »Die öffentlichen Verleumder« in einer ehemaligen Gefängniszelle soll ein Rahmen geschaffen werden zur emotionalen Verarbeitung der Informationen über die Ereignisse im Juni 1933. Gleichzeitig soll durch das gleichnamige Gedichts von Gottfried Keller dem Terror der SA ein Zeichen der Hoffnung und des Widerstands gegenübergestellt werden.

Gottfried Kellers Gedicht »Die öffentlichen Verleumder« von 1878, »das auf Hitler-Deutschland gemünzt [zu sein] scheint« (Thomas Mann, Tagebucheintrag vom 8.12.1934), wurde während des Nationalsozialismus in Widerstandskreisen, im kirchlichen Umfeld und im privaten Bereich gelesen und weitergegeben, berichtet Hannah Arendt 1974 in einem Brief an Uwe Johnson. Das Gedicht beschreibt gleichermaßen prophetisch den Aufstieg Hitlers und die Situation nach dem Machtantritt der NSDAP, die u.a. im Terror der »Köpenicker Blutwoche« mündete: »Erst log allein der Hund, nun lügen ihrer Tausend … die Guten sind verschwunden, die Schlechten stehn geschart!« In der letzten Strophe wird jedoch die Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass diese »Not« »einstmals« vorübergehen wird. »Für mich ist diese Strophe des Gedichts immer der Weisheit letzter Schluss für die ganze Angelegenheit gewesen«, bemerkte Hannah Arendt dazu.

Entwurf, 2019





































Kellers Gleichnis lädt außerdem die BesucherInnen des Gedenkortes ein, sich angesichts erstarkender populistischer Parteien sowie der Zunahme rassistisch und antisemitisch motivierter Gewalttaten mit den neuen öffentlichen Verleumdern und den gegenwärtigen Gefährdungen unserer Demokratie auseinanderzusetzen – denn auf Worte folgen Taten.

Für die Wiedergabe einer Aufnahme des Gedichts wird ein aktiver Richtlautsprecher mit integriertem Bewegungssensor vorgeschlagen. Die letzte – hoffnungsvolle – Strophe soll in schwarzer Folienschrift auf der hinteren Wand unterhalb des Fensters angebracht und in der Raummitte ein Hocker platziert werden.

(aus dem Konzept, Herbst 2019)

1. Januar 2018

WELCOME


Ulrike Kuschel, 1972 geboren in Berlin, interessiert sich vor allem für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, für das Verhältnis von Kunst und Politik, für Formen der Erinnerung und des Gedenkens. Kontext-bezogene Recherchen und ein konzeptueller Ansatz sind kennzeichnend für ihre künstlerische Arbeitsweise, die verschiedene Medien umfasst. Grundlage ihrer Projekte sind häufig Bild- oder Textdokumente aus Medien, Archiven und Bibliotheken.
Unter INFORMATION + TEXT finden Sie u.a. einen Lebenslauf und eine Auswahl von Arbeiten seit 1997, die mit Abbildungen und kurzen Infos verlinkt sind. Über den INDEX kann man sich die Arbeiten thematisch oder nach Medien gefiltert anzeigen lassen.

Ulrike Kuschel, 1972 born in Berlin, works with photography, drawing, text, installation, video, and audio recordings. She takes a great interest in European and German history of the 20th century, in the relationship between art and politics, and in the culture of remembrance. Research related to specific contexts and a conceptual approach are characteristic of her artistic practice. Her projects are often based on images and text documents from mass media, archives or libraries.
In INFORMATION + TEXT you can find Kuschel’s CV. Entries in the list of selected works from 1997 onward in ENGLISH POSTS are linked with images and short information. You can use the INDEX to screen selected works on certain topics. (use web view) 



1. Dezember 2017

Oktober/November, 1998

2 b/w big format photo plots, each 105 x 355 cm



Meisterschülerausstellung / Degree show at Hochschule der Künste Berlin, 1998

The 1917 October Revolution in Petrograd (modern-day St. Petersburg) which resulted in the founding of the first socialist state, the Soviet Union, was a key event in socialist historiography. The anniversary and celebration of the October Uprising were crucial elements of socialist ideology, not only in Russia, but in all the socialist countries that were established after World War II and subsequently turned into satellite states of the Soviet Union. Through the formation and maintenance of traditions, ritualized commemorations, and commemorative rallies the socialist parties aimed to establish a legitimacy of their political power, helping, in the end, to shape the personal and political attitudes of the people. Like the Great Patriotic War, the October Revolution was a frequent subject in arts and literature.
"Oktober/November" comprises several snapshots taken in 1997 during and immediately after a manifestation commemorating the anniversary of the October Revolution in St. Petersburg. How the Russian people "performed" this manifestation reminded me a lot of GDR times, indeed it reminded me of the traditional workers' demonstrations every May 1st. The first print depicts passing groups of demonstrators who practice outdated ritualized forms of commemoration from the bygone Soviet era. The second print shows the crowd dissipating and leaving. In a public room on the left there are two people chatting. They could be a grandmother and grandchild talking about the past.
The format of the images resembles the banners carried by the Russian demonstrators themselves.

1. Juli 2017

M. L. #1 - #5, 2017

140 x 86 cm, Siebdruck, Tusche, Filzstift auf Karton, gerahmt

in der Ausstellung "Luther und die Avantgarde"
Wittenberg, Altes Gefängnis
19.5. - 31.10.2017

Mit der 500-Jahrfeier der Reformation rückt erneut Martin Luther in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, eine große, wortgewaltige und umstrittene Persönlichkeit der deutschen Geschichte, die über die Jahrhunderte immer wieder unterschiedlich bewertet und auch politisch instrumentalisiert worden ist.
Mein Beitrag für die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ beschäftigt sich mit dem komplexen Thema des Lutherbildes. Der Begriff Lutherbild ist zweideutig. Einerseits ist damit die Abbildung von Luther gemeint, andererseits die historische Darstellung des Reformators, seines Wirkens und seiner Bedeutung für die (deutsche) Geschichte, die in Textform festgehalten wird. Im Gegensatz zu den bildlichen Lutherdarstellungen, die auf eine begrenzte Anzahl von künstlerischen Vorbildern zurückgeht und daher einen hohen Wiedererkennungswert haben, hat sich das theoretische Lutherbild als sehr wandelbar erwiesen und wurde über die Jahrhunderte immer wieder auch politisch instrumentalisiert. Angelehnt an die Tradition des Figurengedichts habe ich auf der Grundlage von fünf verschiedenen Texten neue "Lutherbilder" zusammengesetzt. 


M.L. #4

























M.L. #5
























M.L. #1 
Auszug aus einer Rede von Erich Honecker anlässlich der Konstituierung des Martin-Luther-Komitees der DDR in Berlin (Ost); Neues Deutschland, 14./15. Juni 1980, S. 3.

M.L. #2 

Auszug aus einer Rede von Karl Carstens anlässlich der Ausstellung „Martin Luther und die Reformation in Deutschland“ in Nürnberg, 1983; Bulletin, Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Nr. 69/1983, S. 637ff.

M.L. #3 

Auszug aus einer Diskussion im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin mit einem Wortbeitrag von Jürgen Kuczynski und Kurt Hager, 1952; Max Steinmetz, Einleitung in: Ders. (Hrsg.): Die frühbürgerliche Revolution in Deutschland, Berlin 1985, S. 17f.

M. L. #4

Auszug aus einer Rede von Thomas Mann in der Library of Congress, Washington, 6. Juni 1945; veröffentlicht in: Thomas Mann: Deutschland und die Deutschen, Berlin 1947, S. 13ff.

M. L. #5
Karl Barth: Luther; veröffentlicht in: Theologische Existenz heute, Heft 4/1933, München 1933, S. 8ff. (Auszug)

30. Juni 2017

Großer Teller, 2017

Steinzeug, glasiert, handbemalt, Auflage 6
 
Edition anlässlich der Ausstellung "Luther und die Avantgarde"


4/6



















Edition 1/6 ist Teil der Ausstellung.


















16. Dezember 2016

EDUARD KETTNER (BERLIN), 2003


»EDUARD KETTNER (1. Mai)« bis 03.02.2017 in der Ausstellung CROSSWORDS 3, Part two, LAGE EGAL, Raum für aktuelle Kunst, Danziger Str. 145, 10407 Berlin 
lage-egal.de

Kettner zählt zu den ältesten Versandhäusern Europas. Zum Sortiment gehören Jagdartikel, Angel- und Wanderausrüstungen und Freizeitkleidung. Am Standort der Berliner Filiale in der Otto-Braun-Straße 70 befand sich zu DDR-Zeiten das Jagdgeschäft »Suhler Jagdhütte«, dessen Schriftzug neben dem von »Eduard_Kettner« immer noch an der Fassade des Hauses zu finden ist. Zu DDR-Zeiten sollte die Jagd dem Volke gehören. Aber die Realität sah anders aus, für die Regierung, Militär und andere nahestehende Organisationen wurden im Bereich des Jagdwesens Sondergebiete und Sonderkonditionen geschaffen. Besonders berüchtigt war die Jagdleidenschaft des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker: »Nach dem Dienst kennt Erich Honecker meistens nur einen Weg: in die Schorfheide, zur Jagd. Selbst im brisanten Sommer '89 steigt er drei bis vier Mal die Woche vom Volvo in den Jeep. Ein Staatsratsvorsitzender, der die politische Realität weitgehend ausblendet.« (www.mdr.de/exakt/archiv/1176620.html) (UK, 2004)


Eduard_Kettner (1. Mai), C-Print, 99 x 128 cm


Eduard_Kettner (Angst), C-Print, 141 x 178,5 cm

Eduard_Kettner (Suhler Jagdhütte), C-Print, 99 x 128 cm









































15. Dezember 2016

Serie »Penaten«

Penate #4, Keramik, zweifarbig engobiert, h 33 cm, ø ca. 25 cm, 2015

Eine Auswahl der 12 Penaten umfassenden Serie sind ausgestellt und käuflich zu erwerben im Art-Shop der Kunsthalle Lingen.

Kaiserstraße 10a
49809 Lingen
T. (05 91) 5 99 95
F. (05 91) 5 99 05


info@kunsthallelingen.de 
Link zum Art-Shop

29. Juli 2016

Fund (E. Roeder), 2014

Monotypie, 50 x 70 cm

8. September 2015

David, 2014

Monoprint on paper, 50 x 70 cm
after a photograph of David Bowie from 1973

29. Juli 2015

L’oratore, 2011

























3 Fotogravüren, 47 x 33,8 cm, Motivgröße 26,7 x 40 cm u. 40 x 26,7 cm

Skelette (Skelettons), 2008


3 Photogravüren, je 36,5 x 29,5 cm
set of 3 photogravures, 36,5 x 29,5 cm each 


4. Juni 2015

Prenzlauer Promenade, 2013/2014

HD-Video, 30:05 min, Loop
»Ulrike Kuschel präsentiert im gleichen Raum eine Videoarbeit auf einem Monitor, vor dem wir wie durch ein Fenster in die Welt blicken. Das Fenster war und ist ein beliebtes Motiv in der Kunst. Die Parallelen von Gemälde und Fenster als gerahmte Blickfelder sind offensichtlich. So findet das Bild als Fenster in eine andere Welt seit der Erfindung der Zentralperspektive in der Malerei Verwendung als Metapher.
Ulrike Kuschel hat sich wandelnde Szenen einer Werbetafel mit einer Videokamera aufgenommen. Die Tafel steht auf der Straße vor dem Atelier der Künstlerin in Berlin-Pankow und zeigt Poster aus dem Wahljahr 2013: Bundeskanzlerin in Rot, Autowerbung in Rot, SPD-Super-Kanzlerkandidat ganz in Rot. Produktwerbung und Politik Hand in Hand. So wenig Kontroverse wie möglich. Aufs Wohlfühlen, auf das Unpolitische kommt es an. Mit einer einzigen Kamera-Einstellung macht die Künstlerin deutlich, wie wir von den Profis der Direktwerbung sanft, aber allumfassend an der Nase herumgeführt werden.«


Christoph Tannert

zur Eröffnung der Ausstellung »Der rote Faden – Münzenberg als Brücke zum 21. Jahrhundert« mit Fernando Bryce, Ulrike Kuschel, Anke Stiller, Ute Weiss Leder, Kunsthaus Erfurt, 16.06.-17.07.2015

7. Februar 2015

»Provinz«, 2014/2015

Monotypien, 50 x 70 cm, ein- bzw. zweifarbig

 
in der Ausstellung »Die Stadt als Detail / the city as detail«, Salon am Moritzplatz, Berlin
(mit Heidi Specker, Tilo Schulz, Ulrike Kuschel, Bettina Nürnberg, Adam Raymont, Philipp Simon, Olivier Guesselè-Garai, Lena Inken Schaefer, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Dirk Peuker, Ossian Fraser, kuratiert von Dirk Peuker)




3. April 2014

Sankt Walter, 2010

Installation mit Hörstück (8 min)

»Sankt Walter« ist anlässlich einer Ausstellung im SPLACE, einem temporären Ausstellungsraum im Untergeschoss des Berliner Fernsehturms, entstanden. Auf der Kugel des Fernsehturms wird bei 
Sonnenschein ein Lichtreflex in Form eines Kreuzes sichtbar, was in den sechziger Jahren für die Auftraggeber, vor allem für den Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, ein großes Ärgernis gewesen ist. Der Fernsehturm wurde deshalb von der Bevölkerung scherzhaft – in Anlehnung an die in unmittelbarer Nähe befindliche Marienkirche – »Sankt Walter« genannt. 
In einer neu verfassten Heiligenlegende verschmelzen Sankt Walter von Pontoise, ein französischer Abt, der in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts lebte, und der Politiker Walter Ulbricht zu einer Person. Eine solche Kompilation von Heiligen war vor allem in der Frühzeit des Christentums ein bisweilen auftretendes Phänomen. Während sich die Besucher die Heiligenlegende, die ich von einer Sprecherin habe einsprechen lassen, auf CD anhören können, liegen auf einem Tisch unter einer Glasscheibe diverse Heiligenbildchen zur Betrachtung aus. Heiligenbildchen von Sankt Walter mit einem Porträt von Walter Ulbricht sind der einzige offensichtliche Hinweis auf den Politiker und können als unlimitierte Edition mitgenommen werden.




Installation im Splace, Berlin, 2010

Saint Walter, 2010

Installation with sound piece 8 min, table, glass, pictures of saints (ready-mades), offset prints, CD player with headphones


For an exhibition in a building adjacent to the Berlin TV tower, I made a work centred on the figure of Saint Walter. »Saint Walter« used to be one of several sneering nicknames for the TV tower which opened in 1969. The nickname emerged because of the cross-like reflection on the aluminium-covered sphere on sunny days, which courted indeed a lot of resentment among the GDR officials. The name also referred to Walter Ulbricht, Head of the State of East Germany who initiated the building of the TV tower, a highly prestigious project of the young socialist state. 
Influenced by the catholic environment of my current residency in Rome, I wrote a legend based on the life of Saint Walter of Pontoise, an abbot who lived in the second half of the 11th century. In the description of his life I then, in a rather unobtrusive way, introduced aspects and anecdotes from the life of communist politician Walter Ulbricht. In fact, the merging of several persons into the figure of one saint has occasionally occurred, primarily in early Christian times. The new Legend of Saint Walter was then read by a female speaker and presented as an audio piece. The listener was invited to take a seat at a small table on which, under a pane of glass, a collection of pictures of saints was presented. Among them a picture of Saint Walter that I had printed, using a pencil drawing of Walter Ulbricht in a saint-like manner. This portrait was the only hint to the politician; his name was not mentioned otherwise.


Click here for installation views

Ulrike Kuschel: Legend of Saint Walter

2. April 2014

Gregor der Große hat geweint, 2010

5 s/w-Siebdrucke, 104 x 82 cm

»Gregor der Große hat geweint« thematisiert die Vereinnahmung der römische Antike durch das Christentum. Die Arbeit besteht aus vier Ansichten eines idealisierten Porträtkopfs von Kaiser Trajan sowie einem Siebdruck, auf dem ein Ausschnitt der Heiligenlegende von Gregor dem Großen abgedruckt ist. Wie auf einer antiken Schrifttafel bricht der Text unvermittelt ab.
Der Ausschnitt aus der »Legenda aurea« von Jacobus de Voragine beginnt mit: »Gregor ging nun einmal lange nach dem Tode Traians über das Traians-Forum und erinnerte sich dabei seiner Milde beim Rechtsprechen. In die Basilika des heiligen Petrus gekommen, weinte Gregor bitterlich wegen des Kaisers Irrglauben. Da erhielt er von Gott die Antwort: Siehe, ich habe deine Bitte erfüllt und Traian die ewige Strafe erlassen, aber hüte dich in Zukunft gewissenhaft davor, für einen Verdammten zu beten! (...)«




In Gedenken an, 2008/2009

57 s/w Laserprints, 29,7 x 42 cm, gerahmt, Sammlung Zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland
Ausstellung »Old School«, Kunsthalle zu Kiel, 2013

















Die Arbeit besteht aus Reprints von 29 Jahreskalendern aus den Jahren 1961 bis 1989 – dem Zeitraum des Bestehens der Berliner Mauer. Die Beilagen aus verschiedenen Zeitungen der DDR enthalten neben offiziellen Informationen, z.B. staatlichen Gedenk- und Feiertagen, auch private Eintragungen ihrer ehemaligen Besitzer. Diesen zwei Arten von Informationen habe ich eine dritte hinzugefügt: die Namen der Opfer der Berliner Mauer – Menschen, die bei Fluchtversuchen an der Mauer erschossen wurden oder in Folge von Verletzungen starben, die sie sich im Grenzgebiet zugezogen hatten. Unter den Opfern befinden sich DDR-Bürger, Grenzsoldaten, aber auch Erwachsene und Kinder aus West-Berlin. Der Arbeit liegt die Liste der Todesopfer an der Berliner Mauer zu Grunde, veröffentlicht vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und der Stiftung Berliner Mauer (Stand 2009).




















 
»Die Mahnung an die Endlichkeit des Daseins im Bild, das dessen Flüchtigkeit festzuhalten sucht, ist eine wesentliche Funktion der Bildkultur – ob in öffentlichen Denk- und Mahnmälern oder im individuellen Dasein. Die Form, in der jeder einzelne und damit eine ganze Gesellschaft Erinnerungen artikuliert, ist wesentlich für die Konstruktion von Gegenwart und die Blickrichtungen von Zukunftsvisionen. Die Künstlerin Ulrike Kuschel (*1972, Berlin, DE) interessiert sich für Formen der Erinnerung, für die Mechanismen staatlicher und privater Gedenkkultur und geht vornehmlich von historischem Quellenmaterial, Schriftstücken und Bildern aus, wenn sie sich beispielsweise der Verknüpfung individueller Lebenswirklichkeit und staatlicher Herrschaft im Nationalsozialismus oder in der DDR widmet. Ihre seriellen Werke wirken wie historische Dokumente, eine erkennbare Handschrift der Künstlerin tritt zunächst hinter den historischen Ereignissen zurück, denen sie sich widmet. Kuschel stellt damit auch die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Dokumenten und der Faktizität von Geschichte (…).«

Anette Hüsch, Old School. Anachronismus in der zeitgenössischen Kunst, im gleichnamigen Katalog, Kunsthalle zu Kiel, 2013, S. 7.