In den Collagen werden Zeichungen von Gesten des Buchenwald-Denkmals von Fritz Cremer mit Auszügen aus dem Roman »Nackt unter Wölfen« von Bruno Apitz über das KZ Buchenwald kombiniert. Die Kombination zweier kanonischer Werke aus der DDR in dieser Arbeit soll beispielhaft stehen für den Prozess der Ideologisierung von und durch Kunst und Literatur: Sowohl das Buchenwald-Denkmal als auch »Nackt unter Wölfen« trugen nach dem Willen von Partei- und Staatsführung mit dazu bei, die nationale Identität der DDR als »ersten wahrhaft demokratischen Staat auf deutschem Boden« zu festigen.
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Das Buchenwald-Denkmal von 1958, oberhalb von Weimar gelegen, war eines der bedeutendsten und medienwirksamsten Kunstwerke der DDR. Im Zentrum der Skulpturengruppe, welche gestenreich die Opfer des Faschismus und den heroischen Widerstandskampf der Häftlinge darstellen soll, steht der Schwörende. Der Schwur von Buchenwald, den Faschismus »mit seinen Wurzeln« zu vernichten, und die Legende von der angeblichen Selbstbefreiung des KZ Buchenwald begründeten die antifaschistische Tradition der DDR. Im unteren Teil der Collagen sind fortlaufend Abschnitte aus »Nackt unter Wölfen« abgedruckt. Dabei handelt es sich um Reproduktionen aus einer Ostberliner Zeitung, ebenfalls von 1958, in der das Buch zunächst als Fortsetzungsroman veröffentlicht worden war. Die idealisierte Darstellung des Widerstands- und Befreiungskampfes der durch das Internationale Lagerkomitee organisierten Häftlinge in Buchenwald, die in diesem Werk einen ersten massenwirksamen Höhepunkt erfuhr, wurde in der DDR als gewissermaßen dokumentarische Erzählung rezipiert. (UK, 2013)